Nach der Ausbombung in Hamburg wohnten wir in der Plattenshaussiedlung auf dem Spakenberg. Nach 1945 mußte Tante Gathchen mit ihren drei Töchtern vor den Russen aus Marienwerder/Westpreußen fliehen. Wegen des Hamburger Brandes hatte man sie hierher evakuiert. Sie fanden fürs erste bei uns im Plattenhaus Unterschlupf. Drei Erwachsene: Oma, meine Mutter, ( mein Vater war noch in Englischer Gefangenschaft ), Tante Gathchen (Agathe Lange geb. Wright, eine Schwester meiner Mutter). Und sechs Kinder: die Cousinen Edith, Christel, Monika. Und wir drei Jungen: Peter, Hannsel und Gustav.
Genügend Geschirr gab es nicht, also wurden wir in Schichten abgefüttert.
Doch auch das wenige Geschirr muß dann wieder abgewaschen werden. Die braune Emailleschüssel mit dem heißen Wasser kam auf den Küchentisch ( er war Arbeits-,Wohnzimmer-,Schularbeitstisch… alles zur gleichen Zeit.)
Kaum hatte dann Tante Gathchen den ersten Teller ins Wasser getaucht, fing sie an zu wimmern, mit hoher Stimme und zusammen gepreßten Lippen. Sie knickte ein Knie ein und mit dem anderen Bein ”fuhr sie Rad”. Immer abwechselnd, bis sie es gar nicht mehr aushielt und aufs Plumpsklo verschwand.
Meine Mutter konnte sich darüber immer schrecklich aufregen… geändert hat sich meine Tante Gathchen aber nie.
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Oh, diesen Tanz von Deiner Tante, den kenne ich auch 😉
Und noch mehr “ Hannsel “ Geschichten! Bin absolut begeistert und verschlinge deine Erinnerungen geradezu !
Ganz liebe Grüße
Astrid
Moin und danke, liebe Astrid, für die lieben Kommentare in meinem Blog. Es ermutgt mich zu gebener Zeit noch mehr zu „fabrizieren“. Grütze, Hannsel